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Handel 2020: Warum Amazon kleine Läden vernichtet 

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Selbst die Giganten im Handel treffen die Folgen der Corona-Krise und die Digitalisierung mit voller Wucht. Zum Beispiel H&M: Der schwedische Modekonzern hat nicht nur Modetrends verschlafen, sondern es schlicht verpasst, eine tragfähige Strategie zu entwickeln. Seit Anfang 2018 brach der Umsatz immer mehr ein, obwohl ständig neue Läden eröffnet wurden. Erst da startete H&M eine Onlineoffensive. Die im  Im Eilverfahren vorangetriebene Strategie hat ungewisse Erfolgsaussichten.

Der Fall H&M zeigt: Der klassische Handel kommt mit stationären Läden nicht mehr gegen den Onlinehandel an. Nach Schätzungen des Branchenverbands HDE hat sich die Zahl der Ladenstandorte in den vergangenen fünf Jahren um 11.000 auf 450.000 verringert. Die Folgen der Krise sind dabei nicht mit eingerechnet. Während der Gesamtumsatz im Einzelhandel in diesem Zeitraum preisbereinigt um rund zehn Prozent stieg.

Immer deutlicher werden die Folgen der "Amazonisierung“ des Handels. Während 2019 für kleine Firmen ein extrem schwieriges Jahr wurde, ist in 2020 mit einem enormen Rückgang zu rechnen. Bis auf Zalando & Co. treten die deutschen Unternehmen beim Onlinehandel weitgehend auf der Stelle. Im Jahr 2020 geht es für die meisten von ihnen um das Überleben.

Bereits 2017 entfielen auf Amazon inklusive seines Marketplace 46 Prozent des Onlineumsatzes in Deutschland. 2018 dürfte der US-Konzern seinen Anteil ausgebaut haben. 2020 wurde durch die Bedingung des Lockdown eine gewaltige  Steigerung erzielt.

Kritik kommt aus dem Branchenverband selbst: „Die Händler treiben die Kunden mit schlechten Onlineshops in die Arme von Amazon“ und „Sie müssen massiv in den Onlinehandel investieren und nicht versuchen, die Kunden umzuerziehen.“  Manche Händler wollen Kunden durch hohe Versandkosten dazu bringen, ihre Ware im Laden selbst abzuholen (Ikea Click & Collect). Dabei verlangen Amazon & Co. häufig gar keine Versandkosten. 

Vor allem die Kundenorientierung wird der neue Ausgangspunkt. Beim Service ist Amazon die Messlatte, an der sich deutsche Händler messen müssen. Daher muss der Weg ein exzellenter Onlineshop sein. Auf Beratung in den Läden zu setzen, wird weitgehend überschätzt. Da sich die Kunden selbst im Netz informieren und dort eine überwältigende Auswahl vorfinden. Mithilfe von gesammelten Kundendaten müssen sich die Unternehmen Potenziale erschließen.

Der Handelsverband HDE rechnet damit, dass bei den 300.000 Einzelhändlern die Schere zwischen großen und kleinen Unternehmen weiter auseinandergeht. "Der Einzelhandel entwickelt sich zu einer Technologiebranche", sagt HDE-Geschäftsführer Kai Falk. "Kleine Händler können sich die notwendigen Investitionen oft nicht leisten."

Letztlich könnten ausgerechnet die übermächtigen Riesen Amazon und Ebay für lokale Händler die Rettung sein. Denn weil sich kleine Läden den Aufbau und die Betreuung eines eigenen Onlineshops nicht leisten können, nutzen sie stattdessen zunehmend die Marktplätze der großen Plattformen. Das bringt den Händlern vor Ort zwar Umsatzzuwächse, lässt zugleich aber Amazon und Co. weiter wachsen.

Mit den großen Plattformen sehen sich lokale Händler dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt. Dazu brauche es aber auch faire Wettbewerbsbedingungen, fordert der HDE. Die Politik müsse die Händler bei der Gewerbesteuer entlasten und zügig die Steuerlücken bei Plattformen wie Amazon und Ebay schließen.

Immerhin: Vom kommenden Jahr an sollen Onlineplattformen für die Hinterziehung von Umsatzsteuern durch ihre Marktplatzhändler aus Drittstaaten haften. Und die Regulierungsbehörden achten genauer auf fairen Wettbewerb: So untersucht das Bundeskartellamt nach zahlreichen Beschwerden, ob Amazon seine Marktmacht gegenüber Händlern missbraucht. 

Nun müssten die Plattformen noch bei den Verbraucherstandards in die Pflicht genommen werden, fordert der HDE. Über Amazon etwa werden massenweise Produkte angeboten, die europäische Vorschriften verletzen.

Neben der Digitalisierung könnte den Handel im kommenden Jahr noch ein ganz anderes Thema treffen: die Diesel-Fahrverbote. Der HDE fürchtet, dass dann noch weniger Kunden in die Städte fahren, sondern online einkaufen. Höchste Zeit für die Händler, sich endlich der Digitalisierung zu stellen.

 

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